3:2:1 Abwehr wie einführen?

  • Moin,

    mein Lieblingsthema Abwehr!!! :D

    Es ist doch immer die Frage, wie man eine Abwehr trainiert. Ich kann für jede einzelne Position sehr schön festlegen, was sie zu tun und zu lassen hat. Was ist zu tun bei kreuzen, einlaufen, Ballbesitz des direkten Gegenspielers, usw.? Gleichzeitig kann ich Räume festlegen, in denen sich die einzelnen Positionen bewegen dürfen / sollen. Das kann ich hundertmal beim Training durchexerzieren, es wird Gegner geben, die mir durch einfachste Mittel diese Abwehr aushebeln.

    Ich kann eine Abwehr aber auch sich selbst einstellen lassen. Beispiel Abwehrzentrum 1:5 Abwehr: Wir haben aus der Manndeckung (E) heraus die 1:5 ohne solche festen Regeln eingeführt (D). Diese wird derzeit in der C intensiviert und ähnelt in Ansätzen der 3:2:1. Nach sechs schweren Qualispielen zeigte unser Vierer – Abwehrzentrum schon von selbst erste gute Ansätze, spielte aber oft viel zu offensiv und wurde überlaufen. Warum? Weil harmi ein sehr offensives Verdrängungs - Konzept verfolgte, das gegen technisch starke Mannschaften so nicht funktionierte. :/:

    Wir haben also nur eine einzige Grenze nach vorne bei elf Metern festgelegt. Klar, und den Neuner als „magische RTK – Grenze“. Beim siebten und achten Spiel war ich schon echt zufrieden, beim neunten und zehnten Spiel haben diese vier Mädels keinen Gegentreffer durch die Mitte zugelassen. Die drei Spielerinnen des älteren Jahrgangs und unsere Zweitjüngste (*Johanne*) hatten noch nie so zusammen gespielt, sich aber im Laufe der Spiele langsam aber sicher gefunden.

    Wenn ich unserer *Caro*, *Hanni*, *Nanni* oder *Johanne* solche festen Regeln, wie sie z. B. im Playbook stehen, mitgeben würde, wären sie vermutlich viel zu beschäftigt, diese einzuhalten. Stattdessen spielen alle vier mittlerweile intuitiv zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Beim Training immer wieder durch verschiedene Laufübungen und Überzahlspiele geübt. Man kann die vier fast bedenkenlos auf den vier zentralen Positionen tauschen, je nach Gegner spielt meistens *Caro* gegen die körperlich stärkste und *Nanni* gegen die technisch stärkste. Da viele Mannschaften ihren Positionsangriff stur durchziehen, klappt das gut. Wenn der Gegner wechselt, wechseln sie teilweise von selbst mit. Ich greife da auch gar nicht ein. Ab und zu muss ich *Caro* allerdings zurückpfeifen, weil sie zu stark antizipiert und schon fast an der Mittellinie rumturnt, um ihre Gegenspielerin „abzuholen“. Bei individuellen Fehlern, Stellungsfehlern, usw. greife ich schon ein, aber die Einteilung machen die vier mittlerweile oft schon selbst. Klappt hervorragend. Wenn *Nanni* sagt, „ich will heute auch mal Libero spielen“, dann versuchen wir das halt. Ich will auch in der Abwehr keine Positionszombies züchten. Abwehr macht Spaß! ;)

    Jetzt versuche ich, einzelne Spielerinnen in diese Formation einzubauen, eine der vier Abwehrrecken raus, eine der anderen rein. *Lisa* ist klein, spielt aber gerne den Ball aus der Hand und antizipiert sehr gut. *Sabine* ist sehr beweglich und aufmerksam, *Nadine* ist robust, aber nicht energisch genug. *Jutta* ist aufmerksam und schnell. Die vier zusammen im Abwehrzentrum würden momentan vermutlich drei mal so viel Tore kassieren, wie die anderen vier, aber ein bis zwei von ihnen könnte ich sicherlich langsam einbauen. Am Ende der Saison können dann auch vielleicht diese vier zusammen im Abwehrzentrum stehen.

    Warum soll ich trotzdem mit Gewalt eine 3:2:1 mit festen Regeln einführen? Weil sechs Feldspielerinnen am Ende der Saison in die B-Jugend wechseln und die vielleicht so eine Abwehr spielen? Nein. *Hanni* und *Nanni* spielen regelmäßig bei der B mit und haben ihr Verhalten so gelernt. *Caro* und *Johanne* haben sich ihrem Stil angepasst. Theoretisch könnten die beiden also auch bei der B im Abwehrzentrum mitspielen.

    Wichtig sind die Grundlagen: Beinarbeit, Armarbeit, Ball raus spielen, Ballseite rücken, unterstützen, antizipieren, usw. Wenn das nicht funktioniert, brauche ich mir über 3:2:1 keine Gedanken machen

    Man möge mir meine unkonventionellen Methoden verzeihen, aber um Regeln kümmern sich die Schiedsrichter, Handball wird gespielt und nicht geregelt. 8)

    Gruß, harmi

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

    Einmal editiert, zuletzt von harmi (13. Juli 2006 um 12:43)

  • Schade, schade. Unser Trainer hat uns heute mitgeteilt, dass wir wohl keine 3:2:1 spielen werden :( ;(
    Hatte mich schon so darauf gefreut :/: .
    Seine Begründung war, dass wir nicht aggressiv und nicht nah genug am Mann waren, womit er wahrscheinlich auch recht hat.

    Naja, nun wird es eine 4:2 werden.

  • Grundsätzlich hat eine 3:2:1 Abwehr nur Sinn, wenn ich dafür enorm schnelle und konditionsstarke Spielertypen habe, bezogen auf den Seniorenbereich oder eben teilweise schon A-Jugend! Anders kann man meiner Meinung nach keine gute 3:2:1 spielen.
    Trainieren läßt sie sich durch Grundübungen schon mal garnicht und in Grundspielen eher eingeschränkt. Ich lasse die 3:2:1 spielerisch lernen, sprich die Aufgaben und der Sinn wurde vorher an der Taktiktafel jedem erläutert. Außerdem kann zu diesem Zeitpunkt auch jeder 1gegen1 spielen. Wenn dann jeder weiß, was er theoritisch zu tun hat, dann kann ich nur den Ball ins Spiel bringen und jeder muß seine Erfahrungen mit der 3:2:1 machen. Zu beginn alles mit den eigenen Leuten, dann gegen eine andere gleichwertige Mannschaft spielen lassen und dann ruhig gegen eine stärkere, die weiß wie man gegen solch eine Deckung agiert. Da zeigen sich alle Fehler auf und der Lerneffekt ist da!
    Also die 3:2:1 ist toll und genial, aber schwer zu spielen und vorallem schwer zu trainieren.

  • Es gibt eine super Lehr-DVD zur 3:2:1. Glaube, die ist vom DHB, weiß es aber leider nicht genau. Aber vielleicht kennt das ja noch irgendwer und kann genauere Angaben machen.

    "Alles was man wirklich will
    kann einem auch gelingen",
    sagte sich das Krokodil
    und versuchte sich im singen.

  • Die beiden DVDs, die Coco meint, sind vom Philippka Verlag und noch relativ neu. Auf der einen DVD ist das Spiel 6:6, die andere bietet Trainingsinhalte zum erlernen der Basics.

    In die erste DVD habe ich neulich beim Luuutz mal reingeschaut. Es beginnt mit der Regelbewegung der 3:2:1. Danach werden die Ausnahmen nach und nach abgewickelt, sprich Abweichungen des Angriffs vom "normalen" Durchspielen. Auch auf typische Fehlerquellen wird eingegangen. Immer wieder unterbricht Peter Feddern das Spiel und korrigiert. Danach wird der "Idealfall" der Problemlösung gezeigt. Mein erster Eindruck der DVD war, dass man unbedingt mal reingeschaut haben sollte, bevor man die 3:2:1 Deckung angeht.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Genau die meinte ich! Haben uns das gerade auf'm Trainingslager angeguckt. Mal sehen, wie gut wir das alles umgesetzt kriegen *lach*

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    und versuchte sich im singen.

  • Trainingslager vor dem Fernseher? ;) Das kann ich mir bildlich vorstellen. Zwölf Damen mit Pina Colada auf Liegestühlen. Ich muss wohl meine aktive Spielerlaufbahn wieder aufnehmen. :baeh:

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  • Schön wär's gewesen.
    Ich habe Muskelkater im Fuß (oder was auch immer - auftreten hat zumindest schon nach einem halben Tag keinen Spaß mehr gemacht ;)) an Stellen, bei denen ich nicht mal wusste, dass es da überhaupt Muskeln gibt...

    Und du im Rahmen von 12 Damen und mit Pina Colada... Dann solltest du vielleicht lieber deine Trainertätigkeit in den Nicht-Jugendbereich verlegen anstelle von deiner aktiven Spielerlaufbahn. Sonst könnte das wohl schwierig werden :P

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  • HI ich habe mit meiner m B eine 3 - 2 -1 Abwehr mit Libero eingeführt, was war die Folge? Ich habe mich verliebt!!! DIESE ABWEHR IST EINFACH NUR GEIL!!!

    Wir schießen im Schnitt über 30 Tore und bekommen mit die wenigsten Tore. Schade das es mit der Meisterschaft wahrscheinlich nicht klappt. Gegen Körperlich überlegene Mannschaften die langsam den Ball spielen und hinten eine 6:0 Formation spielen haben wir leider noch Probleme. Aber die nächste Saison mit dieser Mannschaft (es gehen bloß 2 in die A Jugend), ist die Meisterschaft schon drin.

    I LOVE 3 - 2 -1

    Defence makes the Difference

  • ich speiele nun schon seit einem jahr aktiv mit einer 3:2:1 abwehr, in der ich der Liebero bin. Hier liegt auch eine Schwäche der formation, da es beinahe unmöglich ist ganze 60 minuten die vom liebero unbedingt notwendigen 100% konzentration und Ausdauer zu bringen. wird dieser jedoch ausgewechselt beginnt, gerade in eiener Abwehr die so viel vertrauen,absprache und zusammenhalt fordert, die zeit der unsicherheit.
    Die antizipative Grundhaltung der 3:2:1 Abwehr weis jedoch zu überzeugen und kann quantitativ sehr effektiv sein, solange sie funktioniert!!!!
    denn funktioniert sie nicht ist hinten holland offen. dies ist besonders häufig bei manschaften mit einem hohen leistungsgefälle zu beobachten.
    alles in allem ist es jedoch sehr naiv Abwehrformationen mit blumigen worten in den himmelzuloben oder sie mit vernichtenden kritiken abzustrafen. denn man sollte eine Abwehrformation der Mannschaft anpassen und nicht die Manschaft der abwehrformation

  • Von der Tribüne aus habe ich noch keine faszinierendere Abwehr gesehen. Auch wenn ich eine laufstarke und aktive 6:0 zu schätzen weiß, ein eingespielter und funktionierender Mittelblock, der einen wurfstarken und körperlich überlegenen Rückraum zu Statisten degradiert, ist mit nichts anderem zu vergleichen.

    Zitat

    denn man sollte eine Abwehrformation der Mannschaft anpassen und nicht die Manschaft der abwehrformation

    Das mag für Erwachsene gelten. Wenn ich im Jugendbereich erst einmal so denke, dann züchte ich mir Sandsäcke heran. :D

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