ZitatAlles anzeigenÄrger über ARD: Rubenbauer spielt nicht mehr mit
15. März 2006 Gerd Rubenbauer hört als ARD-Sportkommentator auf. Seine Entscheidung sei endgültig, sagte Rubenbauer. Als Grund nannte er Verärgerung darüber, daß drei Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft immer noch keine Klarheit über den Einsatz der Berichterstatter herrsche. Die Sportchefs der ARD-Anstalten sind seit Dienstag dabei, die Kommentatoren für die WM-Spiele festzulegen.Schwere Vorwürfe erhob Rubenbauer gegen Heribert Faßbender. „Es liegt an einem”, sagte Rubenbauer am Mittwoch im „Bayerischen Rundfunk” (BR) in Bezug auf Faßbender, der bei der Fußball-Weltmeisterschaft Teamchef der ARD ist. Rubenbauer warf Faßbender vor, ihn über die geplanten Reportereinsätze bei der WM nicht informiert zu haben. Er brauche das „Herumgeeiere” von Faßbender nicht, zu dem er „16 Jahre loyal gestanden” habe. „Wenn man nicht einmal angerufen wird und gesagt bekommt, was man bei der WM tun könnte, ist mir das an Kommunikation zu wenig”, sagte Rubenbauer. Der 57jährige Kommentator beklagte sich über interne „Ränkespiele” und „Messerstechereien” und erklärte dazu: „Ich lasse mich ungern zum Spielball machen.”
Die Gründe hätten ausschließlich mit der Atmosphäre und Vorbereitung im WM-Team der ARD zu tun. „Keiner weiß, was eigentlich passieren soll.” Seit 1982 sei er bei Fußball-Weltmeisterschaften eingesetzt gewesen, so etwas habe er aber noch nicht erlebt, empörte sich der Sportexperte. 1998 sei es noch vorbildlich gelaufen, sagte Rubenbauer. Damals hätten WDR-Intendant Fritz Pleitgen und Faßbender die Verpflichtungen der Kommentatoren in fünf Minuten geklärt.
Beckmann Favorit für das Finale
Rubenbauer wies im BR-Interview zugleich Spekulationen zurück, wonach sein Rücktritt in Zusammenhang mit seinem Reporter-Kollegen Reinhold Beckmann stünde, der Favorit auf die Übertragung des WM-Finales sein soll. Sein Rückzug habe „mit Beckmann nicht das Geringste zu tun”, betonte Rubenbauer, machte aber auch seinem Zorn darüber Luft, daß vor kurzem „zum Schaden der ARD” Umfragen zur Frage stattfanden, wen sich die Zuschauer als Kommentator des WM-Endspiels wünschten. Dabei lag Reinhold Beckmann vorne. Rubenbauer sagte: „Ich spiele nicht mehr mit.” Daß sich die ARD bei der Besetzung des WM-Finalreporters womöglich von Umfragewerten leiten lassen könnte, kritisierte Rubenbauer ebenfalls: „Es wäre höchst demaskierend für einen Sender, wenn er sich auf Umfragen verlassen würde.”
Der 57jährige war freier Mitarbeiter und 28 Jahre bei der ARD beschäftigt. „Ich bin die treueste Seele der ARD”, sagte er. ARD-Sprecher Rudi Küffner bestätigte, daß Rubenbauer den ARD- und BR-Intendanten Thomas Gruber telefonisch über seinen Rücktritt informiert habe. „Er hat uns wissen lassen, daß er sich als Sportkommentator freiwillig langsam in den Ruhestand begeben will. Die Olympischen Winterspiele in Turin sollen sein letztes Highlight gewesen sein”, sagte Küffner. Rubenbauer kündigte an, daß er sein bislang vernachlässigtes Privatleben künftig mehr genießen wolle. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist”, sagte er. Die Olympischen Winterspiele seien für ihn ein schöner Abschluß gewesen.
Der ehemalige Skilehrer begann 1978 als Radio-Fußballreporter beim Bayerischen Rundfunk. 1980 ging er zum Fernsehen und kommentierte die Olympischen Spiele in Moskau. Bis 2002 war er bei allen Sommer- und Winterspielen eingesetzt. Außerdem wurde Rubenbauer einer der bekanntesten Ski- und Fußball-Kommentatoren. Er kommentierte unter anderem das WM-Finale 1990 in Italien und das EM-Finale 2000.
Text: FAZ.NET mit Material von AP/dpa,
Bildmaterial: dpa, picture-alliance / dpa, picture-alliance/ dpa/dpaweb
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Dann bleibt der Rubi eben zuhause...