Dresden vor 61 Jahren ...

  • Anläßlich des Jahrestages der alliierten Bomebangriffe auf Dresden folgender Text, den ich im Netz gefunden habe, zur Diskussion:

    Sieger Fanclubturnier ESA 2006

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    Einmal editiert, zuletzt von Sepp (14. Februar 2006 um 14:56)

  • Zunächst: David Irving ist ja bekanntlich Holocaust-Leugner. Nun mag es manche geben, die ihm aufgrund dessen jegliches Urteilsrecht über Dresden absprechen wollen würden (politisch ist es ja nichts Neues, wenn man ein Thema entkräften will, daß man irgendein Nebenthema eröffnet). Sehr kontrovers wird sein Buch auch hier diskutiert.

    Für mich macht es allerdings kaum einen Unterschied, ob 25.000 oder 200.000 Menschen getötet wurden - jeder war einer zuviel. Allerdings wird auch heute noch in England sehr kontrovers über die Bombardierung Dresdens diskutiert. Manche sagen, es habe sich rein um haßgesteuerte Vergeltung gehandelt. Ein Busfahrer in London, mit dem ich einmal diskutiert habe anläßlich der damaligen Eröffnung des Gedenksteins für "Bomber Harris", meinte schlicht "it was a war".

    Ich habe allerdings auch schon einen Engländer im Alter von knapp 55 erlebt (die jüngere Generation wird da kaum anders sein), die bis heute kaum eine Vorstellung davon haben, wieviel Bomben über Deutschland niedergegangen waren. Er sagte mir, London sei auch angegriffen worden, was ja auch richtig ist. Aber er wußte nicht, daß das Ausmaß der Zerstörung hierzulande ungleich höher war. Daß beispielsweise Würzburg so sehr zerstört war, daß man anfangs nicht wußte, ob es sich wieder aufzubauen lohnte.

    Ich will das alles nicht aufrechnen. Für mich ist die Zerstörung der Kathedrale zu Coventry genauso entsetzlich wie die der Frauenkirche zu Dresden. Es war alles eine Tragödie.

  • Nun, ich persönlich ziehe aus dergleichen Vorfälle mehrere Schlüsse:

    Kriegsverbrecher werden nur zur Verantwortung gezogen, wenn sie sich auf der Seite der Verlierer befanden.

    Unmittelbar daraus folgt, dass es auch die Sieger sind, die festlegen, was ein Kriegsverbrechen war und was nicht.

    Im Krieg scheinen einige die dünne Hülle der Zivilisation und des Humanismus, dessen wir uns gern rühmen, schneller abzustreifen als mancher glaubt.

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  • mich würde die quelle interessieren. zumal bei einem text, der david irving zitiert (Ohne auf dessen hintergrund hinzuweisen), oder angesichts des satzes am schluß: "Es ist der gleiche Takt, den die Bundesregierung praktiziert, wenn sie die Verjährungsfrist für in der NS-Zeit begangenen Mord nicht aufhebt".

    das klingt für mich stark nach einer rechtskonservativen perspektive, um es vorsichtig auszudrücken.

  • Nicht übersehen, dass der Text von 1965 ist ! Damals wurde auch in der Bundesrepublik noch aus einem anderen Blickwinkel diskutiert als heute. Abgesehen davon dass man ja weiss, wes Geistes Kind David Irving ist.

    Natürlich war die Bombardierung Dresdens ein Kriegsverbrechen, weil es ein militärisch völlig überflüssiger Racheakt war. Genauso waren auch die Atombombenabwürfe über Japan Kriegsverbrechen.

    Man darf aber bei alledem zwei Dinge nicht übersehen, nämlich dass Ursache und Anlass für diese Taten alleine von Deutschland (und später auch von Japan) ausgingen. Nicht das Vereinigte Königreich und der Rest der Welt haben Deutschland einen Krieg aufgezwingen, sondern umgekehrt. Die logische Antwort auf "Warum Dresden?" lautet "Why Coventry?". In der Schuldfrage gilt neben dem schönen Satz "in love and war there are no rules" auch das Verursacherprinzip.

    Heute noch ernsthaft über die Schuldfrage für Dresden diskutieren zu wollen ist genauso behämmert wie die Diskussion ob man die heute polnischen Ostgebiete zurückfordern sollte, was einige "Herren" ja auch noch ernsthaft in Erwägung ziehen.

    Gottfrieds Busfahrer hat nicht unrecht wenn er sagt "it was a war" und ich sage "the war is over" - und das schon viel zu lange, um sich immer noch ständig gegenseitig anzuklagen für etwas, das auf allen Seiten kein Lebender mehr zu verantworten hat.

  • Zitat

    Original von Hereticus
    Abgesehen davon dass man ja weiss, wes Geistes Kind David Irving ist.

    Das allerdings ist genau die Art der Diskussion, der man immer wieder begegnet. Weil Irving nicht in die Schemata unserer Geschichtsschreibung paßt wird ihm jegliches Recht, sich zu geschichtlichen Themen zu äußern, abgesprochen. Der Mann könnte auch steif und fest behaupten, dass das Gras grün ist - es gäbe sicherlich Widerworte aus einigen Reihen ... :rolleyes:

    Zumal er sich in dem angegebenen Zitat mit keiner Silbe auf den Holocaust bezieht, sondern lediglich eine Meinungsäußerung abgibt. "Schubladendenken" nennt man soetwas ...

    Zitat

    Original von Hereticus
    Man darf aber bei alledem zwei Dinge nicht übersehen, nämlich dass Ursache und Anlass für diese Taten alleine von Deutschland (und später auch von Japan) ausgingen.

    So steht es in den Schulbüchern. Aber abgesehen von der Frage nach den Auslösern des Krieges, zu der es durchaus kontroverse Literatur gibt, ist das Hauptproblem aus meiner Sicht doch ein ganz anderes:

    Ist es legitim, auch als Angegriffener Kriegsverbrechen zu begehen eben nur aus dem einen Grund, weil man angegriffen wurde? Oder weil der Angreifer solche Verbrechen begeht? Auge um Auge?

    Zitat

    Original von Hereticus
    Heute noch ernsthaft über die Schuldfrage für Dresden diskutieren zu wollen ist genauso behämmert wie die Diskussion ob man die heute polnischen Ostgebiete zurückfordern sollte, was einige "Herren" ja auch noch ernsthaft in Erwägung ziehen.

    Nun, ich denke, aus der Sicht derer, die damals nur mit dem, was sie auf dem Leibe trugen, nach Deutschland kamen und ihre gesamte, teilweise über Jahhunderte aufgebaute, Existenz zurücklassen mußten, ist es keineswegs behämmert. Im übrigen rekrutieren sich die Vertriebenbünde nicht aus den von dir zitierten "Herren", sondern meist aus Frauen - einfach aus dem Grunde, weil die Männer meist im Krieg gefallen sind oder im allgemeinen früher sterben. Doch das nur nebenbei ...

    Für mich steht fest, dass aus Unrecht niemals Recht werden kann - und Unrecht ist es, aus dem die Saat für neue Konflikte entsteht. In diesem Zusammenhang sei an den Vertrag von Versailles erinnert.

    Zitat

    Original von Hereticus
    und ich sage "the war is over" - und das schon viel zu lange, um sich immer noch ständig gegenseitig anzuklagen für etwas, das auf allen Seiten kein Lebender mehr zu verantworten hat.

    Richtig. Aber Vergessen ist auch keine Lösung, im Gegenteil, daraus entsteht Geschichtswiederholung. Darum diese Diskussion.

    Zitat

    Original von Linksaussen
    mich würde die quelle interessieren. zumal bei einem text, der david irving zitiert (Ohne auf dessen hintergrund hinzuweisen), oder angesichts des satzes am schluß: "Es ist der gleiche Takt, den die Bundesregierung praktiziert, wenn sie die Verjährungsfrist für in der NS-Zeit begangenen Mord nicht aufhebt".

    das klingt für mich stark nach einer rechtskonservativen perspektive, um es vorsichtig auszudrücken.

    Ich habe die Quelle mit Absicht weggelassen, um lediglich den Text und nicht den Verfasser oder die Verfasserin auf's Gemüt wirken zu lassen. Der Text stammt von Ulrike Meinhof aus "Die Würde des Menschen ist antastbar".

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  • Mal eine ganz banale Frage: Worum geht es hier eigentlich?

    Sepp: was willst Du mit diesem Artikel erreichen / vermitteln?

    Zitat

    Von Schuld und Versöhnung
    "Wer vom Dresdner Leid spricht, darf von deutscher Schuld nicht schweigen.", so Stephan Fritz, Pfarrer der wieder errichteten Dresdner Frauenkirche, und erinnert damit an die deutschen Bombenangriffe auf London und Coventry von 1940 an. Dresden mahnt zur Versöhnung. Bereits in den fünfziger Jahren schlossen Dresden und Coventry eine Städtepartnerschaft. Das Gipfelkreuz der neuen Frauenkirche stiftete die britische Königin. Beatrix Hasse, NDR Online

    Und noch ein recht interessanter Artikel über die Interpretation der Schuldfrage... drehen, wie es grad passt?

    http://www.wsws.org/de/2005/feb2005/dres-f15.shtml

    Einmal editiert, zuletzt von BrittaF (15. Februar 2006 um 13:12)

  • Zitat

    Original von Bienchen
    Sepp: was willst Du mit diesem Artikel erreichen / vermitteln?

    Nun, nicht mehr und nicht weniger als die Erinnerungen an das Leid des zweiten Weltkriegs wachhalten. Und zwar unabhängig von dem, was beispielsweise ich in der Schule gelernt habe. Dort nämlich war von den Angriffen auf Dresden, Hamburg etc. nie die Rede ...

    Im übrigen gibts es immernoch Schriften, in denen wahrheitswidrig behauptet wird, die Zerstörung Dresdens habe einen militärischen Sinn gehabt.

    Hauptgrund aber ist der Versuch klar zu machen, dass schwarz/weiß-Denken zu keiner Zeit ein adäquates Mittel zum Politikverständis war, noch es heute ist.

    Und das alles weniger meiner Generation, sondern eher den "Mit wieviel Fingern tippt ihr?"-Diskutanten ... :rolleyes:

    EDIT: Der Artikel ist in der Tat interessant - vor allem die Aussagen Trotzkis zur Ursache des Krieges ... ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Sepp (15. Februar 2006 um 13:47)

  • Zitat

    Original von Sepp

    Das allerdings ist genau die Art der Diskussion, der man immer wieder begegnet. Weil Irving nicht in die Schemata unserer Geschichtsschreibung paßt wird ihm jegliches Recht, sich zu geschichtlichen Themen zu äußern, abgesprochen. Der Mann könnte auch steif und fest behaupten, dass das Gras grün ist - es gäbe sicherlich Widerworte aus einigen Reihen ... :rolleyes:

    David Irving passt nicht "nicht in die Schemata unserer Geschichtsschreibung", sondern ist ein revisionistischer Hetzer, der bewusst Fakten verdreht, verfälscht oder auslässt und zudem ein einschlägig bekannter Rechtsextremist, der in Deutschland nicht umsonst unbefristetes Einreiseverbot hat und auch nicht umsonst in Österreich in Haft sitzt. Der High Court in London (!) hat Irving als "Lügner, Rassist und Antisemit" bezeichnet, er hat mehrmals öffentlich den Holocaust geleugnet und selbst den Giftgaseinsatz in Auschwitz in Frage gestellt. Was soll man über den Mann denn noch diskutieren ?

    Zitat

    Original von Sepp

    So steht es in den Schulbüchern. Aber abgesehen von der Frage nach den Auslösern des Krieges, zu der es durchaus kontroverse Literatur gibt[...]

    Das kommentiert sich ja wohl selbst... diese Literatur stammt höchstens von Irving und seinen Gesinnungsgenossen.

    Zitat

    Original von Sepp

    Nun, ich denke, aus der Sicht derer, die damals nur mit dem, was sie auf dem Leibe trugen, nach Deutschland kamen und ihre gesamte, teilweise über Jahhunderte aufgebaute, Existenz zurücklassen mußten, ist es keineswegs behämmert.

    Aus Sicht derer, die damals nur mit dem, was sie auf dem Leibe trugen, nach Pommern, Schlesien und Ostpreußen kamen und ihre gesamte, teilweise über Jahrhunderte aufgebaute Existenz zurücklassen mussten, um in Pommern, Schlesien und Ostpreußen eine neue aufzubauen ist es allerdings reichlich behämmert. Es wurden nicht nur Deutsche vertrieben. Und schon sind wir wieder bei der Frage, wer hier eigentlich wen überfallen hatte. Oder glaubst Du ernsthaft, dass der Krieg von Polen ausging ?

    Zitat

    Original von Sepp
    Für mich steht fest, dass aus Unrecht niemals Recht werden kann - und Unrecht ist es, aus dem die Saat für neue Konflikte entsteht. In diesem Zusammenhang sei an den Vertrag von Versailles erinnert.

    Schreib doch gleich vom "Schandfrieden" und "Novemberverbrechern". Erstmal sei vorher an den Vertrag von Brest-Litowsk erinnert, in dem das Deutsche Reich der Sowjetunion ähnlich harte Bedingungen aufdiktiert hatte. Der Vetrag von Versailles war weiterhin keineswegs Auslöser für "neue Konflikte". Er war das Feigenblatt für Hitlers agressive Außenpolitik. Die wesentlichen Inhalte des Vertrages von Versailles waren zum Zeitpunkt von Hitlers Amtsantritt als Reichskanzler bereits weitgehend revisioniert (Vertrag von Rapallo, Hoovermoratorium, Konferenz von Lausanne).

    Zitat

    Original von Hereticus
    und ich sage "the war is over" - und das schon viel zu lange, um sich immer noch ständig gegenseitig anzuklagen für etwas, das auf allen Seiten kein Lebender mehr zu verantworten hat.

    Richtig. Aber Vergessen ist auch keine Lösung, im Gegenteil, daraus entsteht Geschichtswiederholung. Darum diese Diskussion. [/quote]

    Nicht Vergessen, sondern Versöhnung nennt man das. Immer im Bewusstsein der Geschichte, die Deutschland in dieser Zeit nunmal nicht im glänzenden Licht dastehen lässt. Da kannst Du noch soviele Fakten verdrehen, auslassen oder verharmlosen, es führt kein Weg daran vorbei, dass das deutsche Reich unter Hitler Auslöser des Krieges und damit auch verantwortlich für seine Folgen war.

  • Vielleicht als Versuch der Versachlichung der Diskussion ein Artikel aus dem Onlineangebot des Deutschen Historischen Museums in Berlin, das sicher nicht im Verdacht steht, irgendeiner politischen Färbung unterworfen zu sein. Ich finde das Eingangsposting bzw. den Artikel von Sepp reichlich provokant und überzeichnend, aber es ist schon was Wahres dran.


    Zitat

    Bombardierung von Dresden

    In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 erfolgte auf das rund 630.000 Einwohner zählende Dresden der schwerste Luftangriff auf eine Stadt im Zweiten Weltkrieg. 773 britische Bomber warfen in zwei Angriffswellen zunächst gewaltige Mengen an Sprengbomben ab. Durch die Zerstörung der Dächer und Fenster konnten die anschließend abgeworfenen etwa 650.000 Brandbomben eine größere Wirkung entfalten. Ihr Feuersturm zerstörte rund 80.000 Wohnungen, und ihre Hitzeeinwirkung deformierte sämtliches Glas in der Innenstadt. Dem britischen Nachtangriff auf die ungeschützte Stadt, die über keinerlei Luftabwehr verfügte, folgte am Tag die Flächenbombardierung durch 311 amerikanische Bomber. Am 15. Februar mußte das bereits vollständig zerstörte und mit schlesischen Flüchtlingen überfüllte Dresden einen weiteren Angriff der US-Luftwaffe überstehen. Weit über 35.000 Zivilisten verloren ihr Leben. Die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Toten lagen noch Tage auf der Straße oder in den Trümmern, ehe die Leichenberge zur Verhinderung von Seuchen verbrannt werden konnten.
    Bis August 1944 war Dresden als einzige deutsche Großstadt weitgehend von alliierten Bombenangriffen verschont geblieben und auch zu Jahresbeginn 1945 noch nahezu unbeschädigt, obwohl es einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Prag, Berlin, Leipzig, Nürnberg und Warschau darstellte. Neben kleineren Rüstungsbetrieben existierten mit der Zeiß-Ikon AG, der Paul Märksch AG oder den Flugzeugwerken in Dresden-Klotzsche auch größere Industrieanlagen. Allerdings waren diese Angriffsziele angesichts mangelnden Rohstoffs und zunehmender Desorganisation der militärischen Nachschubwege Anfang 1945 keine kriegswichtigen Verkehrs- und Industrieanlagen. Da Dresden zudem außerhalb des Kampfgebiets lag waren mit den vom Oberbefehlshaber des britischen Bomberkommandos Arthur Harris (1892-1984) angeordneten Luftangriffen keinerlei militärische, kriegsnotwendigen Ziele verbunden. Die Zerstörung Dresdens war der Höhepunkt gezielter Flächenbombardements der Alliierten gegen die deutsche Zivilbevölkerung, um deren Moral zu brechen. Der NS-Propaganda bot das Massaker von Dresden noch einmal Gelegenheit, an den Durchhaltewillen der Deutschen zu appellieren.

    Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/dresden/

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

    2 Mal editiert, zuletzt von Felix0711 (15. Februar 2006 um 15:06)

  • Also, Hereticus, ich denke, es hat keinen Zweck, dass wir beide hier über Irving, die Auslöser des Zweiten Weltkriegs oder den Versailler Vertrag diskutieren. Dafür sind mir deine Ansichten zu sehr zementiert ...

    Zitat

    Original von Hereticus
    Das kommentiert sich ja wohl selbst... diese Literatur stammt höchstens von Irving und seinen Gesinnungsgenossen

    Allein dieser Spruch zeigt, dass du nicht einmal ansatzweise versucht hast, andere Ansichten wenn nicht schon dir zu eigen machen, so dennoch nachzuvollziehen oder möglicherweise in Erwägung zu ziehen, dass es geschichtliche Fakten gibt, die dir nicht bekannt sind. Ist auch nicht so schlimm - ich hab lediglich versucht nachzuweisen, dass Schwarz/Weiß-Denken in keiner Weise hilfreich ist.

    Nur ein kleiner Denkanstoss: Ulrike Meinhof - David Irving - klingelt's da irgendwo? ;)

    Im übrigen möchte ich deinen Versuch, mich in eine rechtsextreme Ecke zu drängen, mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Ebensowenig wie ich mir ein Urteil über deine politischen Prioritäten anmaße solltest du es auch nicht tun.

    Im übrigen gebe ich Gottfried recht: Mit den Bomebangriffen auf Dresden hat unsere Diskussion nicht viel zu tun ...

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    Einmal editiert, zuletzt von Sepp (15. Februar 2006 um 15:08)

  • Zitat

    Original von Felix0711
    Vielleicht als Versuch der Versachlichung der Diskussion ein Artikel aus dem Onlineangebot des Deutschen Historischen Museums in Berlin, das sicher nicht im Verdacht steht, irgendeiner politischen Färbung unterworfen zu sein. Ich finde das Eingangsposting bzw. den Artikel von Sepp reichlich provokant und überzeichnend, aber es ist schon was Wahres dran.


    Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/dresden/

    PS: "Massaker von Dresden" ist eine Vokabel aus dem NS-Sprachgebrauch. Und natürlich stellt die Bombardierung einer wehrlosen Stadt ein Kriegsverbrechen dar. Allerdings ist diese Bombardierung auch mit dafür verantwortlich, dass Deutschland nicht einmal drei Monate kapitulierte. Das sind zwei Seiten derselben Medaille.

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  • Naja, dass die Bombardierung Dresdens mit dazu führte, dass Deutschland relativ kurze Zeit danach kapitulierte, halte ich für eine gewagte These.

    Vielmehr diente dies ja, wie schon in dem von dir zitierten Artikel ausgeführt, den Nationalsozialisten als weiteres Propaganda-Instrument, um die Furcht der deutschen vor der Unmenschlichkeit der Sieger zu schüren. Insofern wäre für mich eher das Gegenteil logisch - zumal ja auch sicher noch Rachegefühle hinzukamen. Auch wenn es natürlich außerhalb jedes Zweifels steht, dass dergleichen den Kriegsverlauf nicht wesentlich hätte beeinflussen können.

    Insofern stellt sich auch die Frage, ob die Alliierten mit dem Bomebardement den Krieg nicht vielleicht sogar unbewußt verlängert haben?

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  • Zitat

    Original von Sepp
    Also, Hereticus, ich denke, es hat keinen Zweck, dass wir beide hier über Irving, die Auslöser des Zweiten Weltkriegs oder den Versailler Vertrag diskutieren. Dafür sind mir deine Ansichten zu sehr zementiert ...

    Wenn es unbedingt darum gehen soll, will ich mich gerne mal einmischen.

    Der Auslöser des Zweiten Weltkriegs liegt für mich hauptsächlich in Hitlers pathologischem Judenhass. Hinzu kamen einige weitere Faktoren: Durch die Währungskrise 1923 und die Weltwirtschaftskrise, die seit spätestens 1929 die Leute in Armut stürzte, hatte die NS-"Lehre" einen relativ breiten Rückhalt in der Bevölkerung. "Schuld" an der Weltwirtschaftskrise hatte nach der NS-"Lehre" das "Weltjudentum" (wer sonst). Der Versailler Vertrag wurde aufgrund der Landabtretungen und der Reparationszahlungen als "Diktatfriede" bezeichnet. Allerdings war der bis 1938 in der Tat weitgehend aufgehoben und kann daher weder als Ursache noch als Auslöser des Zweiten Weltkriegs gesehen werden. Durch solche Lügen gelang es der NSDAP schließlich in freien Wahlen größte Partei im Reichstag zu werden. Durch die Arbeitsprogramme und die Angebote für die "Volksgemeinschaft" hat Hitler dann nach und nach mehr "Fans" um sich geschart und durch die Gleichschaltung der Medien und Verbot sämtlicher politischer Opposition auf Linie gebracht. Dass die Idee des Kriegs in Hitler schon Ewigkeiten vorher vorhanden war, beweisen einige Zitate, die ersten bereits aus dem Jahr 1933. In der geheimen Denkschrift zum Vierjahresplan vom August 1936 hieß es kategorisch, die deutsche Armee müsse "in vier Jahren einsatzfähig, die deutsche Wirtschaft in vier Jahren kriegsfähig sein".

    Die Siegermächte des 1. Weltkriegs hätten den 2. Weltkrieg vermutlich nicht mal verhindern können. Allerdings hat Churchills Appeasement-Politik nicht gerade dazu beigetragen, Hitler in seine Schranken zu weisen. Stalin hat Hitler übrigens genauso unterschätzt, und gemeint, er hielte sich an den Deutsch-Russischen Nichtangriffspakt. Und Franz von Papen, der vor Hitler Reichskanzler war hat 1933 gesagt: "Wir quetschen diesen Hitler an die Wand bis er quietscht". Hitler hat die Zugeständnisse der anderen Länder als Schwäche ausgelegt und mit Italien und Spanien hatte er wichtige Verbündete.

    Kurz: Für mich liegt die Ursache des Zweiten Weltkriegs vor allem in der Person Hitlers und seinem Gedankengut. Er hat den Versailler Vertrag und die Umstände in den 20er-Jahren geschickt für sich und seine Partei zur Propaganda genutzt. Die USA, Großbritannien und Frankreich hat das Treiben nicht ernsthaft gestört. Einen eigentlichen Auslöser (Unterschied zwischen Auslöser und Ursache ist klar?) für den Zweiten Weltkrieg bzw. den Angriff auf Polen gibt es nicht, die SS hat damals ja bekanntlich ein wenig "Theater" gespielt.

    Wäre Außenminister Gustav Stresemann (übrigens ein überzeugter Monarchist, bevor mir jemand mit dem Argument kommt) nicht 1929 an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben, hätte es vielleicht nicht so weit kommen müssen.

    Zitat

    Zitat von Sepp
    Vielmehr diente dies ja, wie schon in dem von dir zitierten Artikel ausgeführt, den Nationalsozialisten als weiteres Propaganda-Instrument, um die Furcht der deutschen vor der Unmenschlichkeit der Sieger zu schüren.


    Die Propagandamaschinerie der NS hatte zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr die Glaubwürdigkeit, die du ihr unterstellst.

    MfG Felix0711

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    Harald Schmidt

  • Also war die Bombardierung Dresdens ebenso ein Kriegsverbrechen wie die Bombardierung von London und Coventry zuvor - darüber sind wir uns hier einig.

    Dennoch trägt in meinen Augen der Kriegsverursacher Deutschland hier einen Teil der Schuld "Zerstörung Dresden" mit.

    Zitat

    So steht es in den Schulbüchern. Aber abgesehen von der Frage nach den Auslösern des Krieges, zu der es durchaus kontroverse Literatur gibt, ist das Hauptproblem aus meiner Sicht doch ein ganz anderes (...)

    Es gibt zu allem kontroverse Literatur - fragt sich nur, aus welcher Feder / Gesinnung diese kommen. Ich weiss immer noch nicht, worauf Du hinaus willst - sollen wir uns entsprechende kontroverse Literatur besorgen und uns eines Besseren belehren lassen? Von der herrschenden Meinung abweichen, nur um nicht als "Schubladendenker" und "Schwarz-Weiss-Beurteiler" dazustehen? :nein:

    Und: bei uns wurde tatsächlich die Bombardierung deutscher Städte im "Kriegsendstadium" in der Schule durchgenommen und diskutiert.

    Edit:

    Zitat

    Hauptgrund aber ist der Versuch klar zu machen, dass schwarz/weiß-Denken zu keiner Zeit ein adäquates Mittel zum Politikverständis war, noch es heute ist.

    Und das alles weniger meiner Generation, sondern eher den "Mit wieviel Fingern tippt ihr?"-Diskutanten ..

    Da dies kein Off-Topic-Politik-Forum ist, sollten auch Themen erlaubt sein, die evt. wenig intelektuell behaftet sind - wenn es der Jugend doch auf dem Herzen liegt ...

    Zudem bezweifel ich, dass Du mit dem Eingangsposting die Jugend zum Denken anregst (zu lang ;) )

    Einmal editiert, zuletzt von BrittaF (15. Februar 2006 um 16:21)

  • felix: deinen ersten satz "Der Auslöser des Zweiten Weltkriegs liegt für mich hauptsächlich in Hitlers pathologischem Judenhass" kann man so nicht stehen lassen. die judenvernichtung hatte eine eigene dynamik, die durch die besonderen umstände des krieges begünstigt und radikalisiert wurden, aber kriegsauslöser war sie nicht.

    da möchte ich doch eher die "lebensraum"-pläne, aufbau deutschlands zur europäischen/weltmacht und die politische gesamtlage damals ins spiel bringen. aber ich fürchte, dann wenden wir uns völlig fachhistorischen diskussionen zu.

  • Zitat

    Original von Felix0711
    Die Propagandamaschinerie der NS hatte zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr die Glaubwürdigkeit, die du ihr unterstellst.

    Nicht ich, sondern das DHM ... ;)

    Zitat

    Original von Bienchen
    Es gibt zu allem kontroverse Literatur - fragt sich nur, aus welcher Feder / Gesinnung diese kommen.

    Die Frage stellt sich auch bei einigen Werken der sogenannten Standardliteratur. ;)

    Es liegt mir fern, irgendjemanden hier eines Besseren belehren zu wollen. Ich habe nur für mich selbst festgestellt, dass vieles von dem, was ich bislang als unumstößlich angesehen habe, einer gründlichen Überarbeitung bedarf. Das betrifft vor allem Politik und Geschichte - aber auch andere Bereiche.

    Zitat

    Original von Bienchen
    Da dies kein Off-Topic-Politik-Forum ist, sollten auch Themen erlaubt sein, die evt. wenig intelektuell behaftet sind - wenn es der Jugend doch auf dem Herzen liegt ...

    Natürlich ist es erlaubt. Nur so jämmerlich ... ;(

    Zitat

    Original von Bienchen
    Zudem bezweifel ich, dass Du mit dem Eingangsposting die Jugend zum Denken anregst (zu lang ;) )

    Ich geb die Hoffnung nicht auf ... ;)

    Zitat

    Original von Linksaussen
    Sepp: bitte ein paar literaturangaben zu den "anderen ursachen des krieges" oder sonstige nähere angaben.

    Auch auf die Gefahr hin, wieder als Rechtsextremer gebranntmarkt zu werden, hier ein Buch, dass einige interessante Fragen aufwirft: "Der Krieg, der viele Väter hatte"

    Unabhängig davon, ob Gerd Schultze-Rhonhof von brauen Kreise nur instrumentalisiert wird oder sich selbst deren verworrenes Gedankengut zu eigen gemacht hat, fand ich einige seiner Schlußfolgerungen sehr logisch.

    Zudem kann ich "Ein Imperium verfällt" von Chalmers Johnson empfehlen, auch wenn der zweite Weltkrieg hier nur gestreift wird.

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