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Handball verkommt zu einer einzigen Tempo-BolzereiDie Sportart Hallenhandball hat ihr Gesicht in den letzten Jahren stark gewandelt. Neben einer Vielzahl neuer Regeln sind dies besonders die steigende Anzahl von Torerfolgen, die zum Nachdenken zwingen und ein wenig verwundern. Vor zehn Jahren war es noch sehr selten, wenn eine Mannschaft die Grenze von 30 Toren in einem Spiel erreichte. Heute entsprechen die Halbzeitergebnisse mehr oder weniger früheren Endresultaten. Wo liegen die Ursachen für diese Torflut? Unser Handball-Experte Alois Friedrich hat sich darüber Gedanken gemacht:
Vor einigen Wochen endete das Spiel der Landesliga Mitte zwischen Hochheim und Goldstein mit sage und schreibe 46:45 Toren. 91 Treffer in 60 Minuten ließen kaum Zeit für ein Abwehrspiel. Worin liegt die Ursache, dass sich der Handballsport immer mehr dem Basketballspiel anzunähern scheint?
Im Grunde genommen werden heute schon mehr Handballtore geworfen als Basketballkörbe erzielt, denn diese zählen bekanntlich manchmal doppelt und sogar dreifach. Der Trend begann vor einigen Jahren, als sich Deutschlands Spitzentrainer-Gilde die Spielweise der Nordafrikaner zum Vorbild genommen hatten. Die agierten mit offensiver Spielweise und kannten nur noch den schnellen Torerfolg als bedingungsloses Ziel. Auf eine ordnungsgemäße und regelgerechte Abwehrarbeit legte man dabei viel weniger Wert.
Der Deutsche Handball-Bund übernahm diese Art des Spiels und legte im Jugendbereich neue Richtlinien vor, wie die Kinder auszubilden sind. Die Folge ist, dass heutzutage nur noch wenige Handballer, sogar im oberen Leistungsbereich, ein ordentliches Abwehrspiel verstehen. Der Handballsport verkommt mehr und mehr zu einer reinen Tempo-Bolzerei.
Leider schließen sich auch immer mehr Schiedsrichter diesem Trend an. So geschehen am Samstagabend in der Diezer Sporthalle, als einer der beiden Referees exakt 31 Sekunden nach dem Anwurf den Arm hob und «passives Spiel» anzeigte. Man will also die Mannschaften zu einem schnellen Abschluss zwingen. Ganz krass wird dies dann, wenn eine Mannschaft einen überfallartigen Handball, die andere aber einen behutsamen Angriffsaufbau bevorzugt. Die Folge ist, dass die Zuschauer der Tempomannschaft schon nach wenigen Angriffen lautstark Zeitspiel fordern. Dabei muss man doch eigentlich jedem Team die gleichen Voraussetzungen zugestehen.
Man darf darauf wetten, dass es nicht mehr lange Zeit dauern wird, und der Mittelanwurf nach einem erzielten Tor wird durch den Abwurf des Torwartes ersetzt. Ob diese Art, Handball zu spielen, tatsächlich bei der Mehrzahl der Zuschauer Zuspruch finden wird, darf jedoch stark angezweifelt werden.
Quelle: http://www.fnp.de, Kommentar: Alois Friedrich
Glaubt ihr wirklich das es so kommt ?