• „Du bist Deutschland“
    Pseudo-Patriotismus aus der Retorte von Dieter Stein.

    Am Montag startete, so die Selbstdarstellung, die „größte Social Marketing Kampagne in der Mediengeschichte der Bundesrepublik“. Ihr Name: „Du bist Deutschland“. Mehr als 30 Millionen Euro groß ist das „Mediavolumen“, heißt es. Mit dieser Initiative, die von den 25 größten deutschen Medienunternehmen, allen voran Bertelsmann, Springer, Gruner & Jahr, Burda, ARD, ZDF, RTL, Sat.1 getragen wird, soll der schon lange geforderte „Ruck“ ausgelöst werden, der Deutschland wachrüttelt. Eine lobenswerte Idee. Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft soll ein Stimmungswechsel angestoßen werden: weg von Verzagtheit, Nörgelei, Miesmacherei, hin zu mehr Optimismus, Tatkraft, ja Patriotismus.

    Daß Deutschland runter muß von der Couch, haben wir schon wiederholt geschrieben. Der Schlüssel aber, der zum Ausgang aus der deutschen Neurose führt, ist ein unverkrampftes Nationalbewußtsein. Immerhin: Die Initiative „Du bist Deutschland“ hatte dies wohl ursprünglich im Sinn. Nehmen wir aber den TV-Film. Er bringt in unfreiwilliger Weise den Kern des „deutschen Komplexes“ auf den Punkt. Jedes Volk hat seine nationale Ikonographie, die sich in einer Fahne, einem Symbol und einem Denkmal widerspiegelt. Im Streifen der Initiative „Du bist Deutschland“ schlendern, lehnen und sitzen Promis nicht am Brandenburger Tor, nein, nicht am Kyffhäuser – sondern um, auf und neben den Stelen des monumentalen Holocaust-Mahnmals. Nirgendwo anders scheint mehr deutsche Selbstvergewisserung möglich. Auschwitz als Kern des deutschen Nationalbewußtseins?

    Im Film wird von unterschiedlichen Prominenten ein „Manifest“ vorgetragen. Der Text ist gar nicht so schlecht. Das wenige Pathos wird jedoch in den Bildern nicht unterstützt, sondern gebrochen. So heißt es an einer Stelle: „Warum feuerst du dann deine Mannschaft im Stadion an, wenn deine Stimme so unwichtig ist? Wieso schwenkst du Fahnen, während Schumacher seine Runden dreht? Du kennst die Antwort: Weil aus deiner Flagge viele werden und aus deiner Stimme ein ganzer Chor.“ Nicht einmal an dieser Stelle wird die deutsche Fahne, die kein einziges Mal erscheint, gezeigt. Statt dessen spricht der Sänger Xavier Naidoo die letzten Worte dieses Satzes mit melodramatischem Gesicht vor einer Stele des Holocaust-Mahnmals!

    Es ist auch kein Zufall, daß nicht nur auf jedes nationale Symbol verzichtet wurde, sondern ebensowenig der Typus des Staatsdieners auftaucht, mit dem das Volk – immer noch! – das Opfer für die Gemeinschaft verbindet: der Soldat. Tausende davon stehen im Balkan und am Hindukusch, und sie haben geschworen, ihr Leben für dieses Land zu geben!

    Die Botschaft schmeckt abgestanden, verlogen. Der Film, der Mut machen und Entschlossenheit zeigen soll, ist unfreiwilliger Ausdruck der deutschen Angst vor der eigenen positiven nationalen Identität. Eine Selbstbespiegelung, Autosuggestion für Feuilletons, Verlagsetagen und Parteizentralen. Den Bürger erreicht dieser Pseudo-Patriotismus aus der Retorte nicht. Allenfalls Angehörige verklemmter Eliten.

    Quelle: Junge Freiheit

    Ein Tag, an dem sich alle Anwesenden völlig einig sind, ist ein verlorener Tag. Albert Einstein

  • Seltsam, wenn bei uns am Ort durch eine Busfirma Reisen angeboten werden (z.B. in den Bayrischen Wald, Städtefahrten, Bodensee usw.) ist der Bus immer gefüllt mit Rentern, die sich das gar nicht leisten können. :D Ob in Spanien, USA oder sonstigen Urlaubszielen, wenn mann deutsche Urlauber sieht sind das oft nicht Familien mit Kindern sondern Rentner. Und das laut obigem Zitat mit 600 Euro Monatsrente?
    So gar nicht dazu passen will auch die Tatsache, dass seit Jahren immer höhere Beträge an die nachfolgende Generation vererbt werden (und der inoffizielle Betrag dürfte höher sein, da oft die Erbschaftssteuer durch Schenkungen umgangen wird). Ich glaube wer vierzig Jahre gearbeitet hat, müsste mit seiner Rente klarkommen, da das Haus oft abbezahlt ist, die Kinder aus dem Haus sind usw.

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • Richtig, ich vergaß: Die Rentner sind ja an allem schuld! Wie konnte ich das Methusalem-Komplott nur so schamlos ignorieren! :wall:

    Wenn du eine Busreise in den Bayrischen Wald als Luxus der Alten und Reichen ansiehst ... dann bin ich davon überzeugt, dass auch du dich zu diesem erlauchten Kreise zählen darfst. Denn die 59,99 incl. üppiges Mittagessen in der "Schenke zum Troll" plus Vorkaufsrecht auf zwei Rheumadecken kannst du dir bestimmt auch leisten ... :pillepalle:

    Sieger Fanclubturnier ESA 2006

    Vizemeister Fanclubturnier ESA 2007

    Teamchef Fanclubturnier ESA 2008 :P

  • Zitat

    Original von michel b.
    ...........müsste mit seiner Rente klarkommen, da das Haus oft abbezahlt ist, die Kinder aus dem Haus sind usw........

    Genau um diese Rentner geht’s!
    Die haben ihr Häuschen abbezahlt sind froh, dass die Kinder aus dem Haus sind
    und dann sollen die wieder Deutschland sein?? Nein, die wollen nicht wieder hoffnungslos überschuldet sein. :D :D :D

    A.E.

    Ein Tag, an dem sich alle Anwesenden völlig einig sind, ist ein verlorener Tag. Albert Einstein

  • Sepp: Es liegt mir fern, Rentner die Jahrzehnte lang geschuftet haben, irgend etwas zu missgönnen. Da wurde ich falsch verstanden.
    Ich glaube aber nicht, dass die Realität so ist, wie in dem von dir gebrachten Beispiel mit der Pförtnerloge. Den meisten Rentnern geht es finanziell nicht schlecht, natürlich gibt es auch Altersarmut, aber sie ist nicht die Regel.
    Ich denke künftige Rentnergenerationen würden gerne mit der heutigen tauschen.

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • meine Eltern, beide Frühverrentet wegen Krankheiten, waren seit ich denken kann Doppelverdiener. Nicht in einem gutbezahlten Beruf, eher die vielzitierte Arbeiterklasse. Sie können von dem bißchen Rente nicht leben, dass ihnen bleibt. Ein eigenes Häuschen ist zwar für Schwaben das Maß aller Dinge, konnten meine Eltern sich aber nie leisten. Insofern zahlen sie weiter Miete (und das nicht zu knapp).

    Meiner Oma ging es da schon viel besser. Die musste nie arbeiten, lebte vo der gutenBeamtenpension meines Opas nach dessen Tod sehr gut. Über Altersvorsorge haben die beiden sich nie Gedanken gemacht. Mit 89 Jahren starb sie, das war 1989. Größer könnten die Unterschiede 16 Jahre später kaum sein...

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Zitat

    Original von michel b.
    Sepp: Es liegt mir fern, Rentner die Jahrzehnte lang geschuftet haben, irgend etwas zu missgönnen. Da wurde ich falsch verstanden.
    Ich glaube aber nicht, dass die Realität so ist, wie in dem von dir gebrachten Beispiel mit der Pförtnerloge. Den meisten Rentnern geht es finanziell nicht schlecht, natürlich gibt es auch Altersarmut, aber sie ist nicht die Regel.
    Ich denke künftige Rentnergenerationen würden gerne mit der heutigen tauschen.

    Sicher, der von mir zitierte Text ist überspitzt formuliert - ein sogenanntes Totschlagargument. Ich glaube aber ebenfalls kaum, dass unsere Rentner den Rest ihrers Lebens lustig durch die Gegend reisen und sich keine finanziellen Sorgen machen müssen.

    Ob Altersarmut allerdings die Regel ist oder nicht - darüber möchte ich mir kein Urteil erlauben. Ich habe in meinem Job genug Schicksale erlebt, die einem die Haare zu Berge stehen und ernsthaft Bammel vor dem Alter bekommen lassen.

    Zitat

    Original von ToFa
    Zum zitierten Beitrag von Einstein aus der "jungen Freiheit" sollte man folgendes lesen und wissen über die Zeitung:

    Junge Freiheit

    Mehr ist denke ich dazu nicht zu sagen

    Doch! Deine Quelle. Beim "Informationsdienst gegen Rechtsextremismus" wird wohl kaum etwas anderes zu finden sein ... :rolleyes: Sehr unclever! ;)

    Abgesehen davon wird die Zeitung tatsächlich vom Verfassungsschutz beobachtet ...


    EDIT: Sorry, aber diesen "Informationsdienst" kann man nicht wirklich ernst nehmen! :lol:

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    5 Mal editiert, zuletzt von Sepp (29. September 2005 um 16:47)

  • DASS sie beim informationsdienst gegen rechtsextremismus überhaupt auftaucht, ist aber auch schon ein indiz.

    die junge freiheit bewegt sich bekanntermaßen geschickt am rechten rand entlang. immer so, daß man sie nicht in die rechtsextreme szene stecken kann.
    daß sowas jetzt hier zitiert wird.. meine güte.

  • Partei A behauptet die Rentner leben in Saus und Braus.
    Partei B behauptet die Rentner sind alles arme Schweine.
    Leider kann keine der Parteien seine Behauptung(Theorie,These,Annahme) mit seriösen Qellenangaben belegen.
    Wenn dann doch mal eine Qellenangabe kommt,hätte ein Blick in`s IMPRESSUM genügt um deren Unseriösität erkennen zu lassen.
    Keine gute Plattform für Diskussionen,oder ?
    Vorlaut

  • ein interessantes vielschichtiges thema. zwei punkte fallen mir auf.

    1. Zitat der Jungen Freiheit

    Auch dies ist Pressefreiheit. Der Text spricht eine Problematik an. Der Holocoust als ständiges Symbol im Zusammenhang mit der Selbsteinschätzung der Deutschen.

    Ich finde es nicht verwerflich, dass dieses heir zitiert wird. Die Wahlen haben gezeigt, dass ca 10% der Bevölkerung deutsch-national wählt. dies ist eine realität, welche man nicht ausgrenzen kann. bei fast 4000 usern werden auch hier 10% dieser wählerklientel sein. die he ist kein elitärer klub. die pressefreiheit ist ein unschätzbares gut.
    der autor ist dafür den holocoust auszublenden.
    ich halte es für eine deutsche besonderheit, genau dies nicht zu tun. es hat mit der deutschen mentalität zu tun über alles philosophieren. es ist teil unseres charakters, wenn es den überhaupt gibt. japan hat ein solches symbol nicht. dort wurde die eigene kriegsschuld ausgeblendet. an den krieg erinnert hiroshima. diese opferhaltung halte ich für schlimmer. der krieg wird immer teil unserer geschichte bleiben. DEN schlussstrich wird es nicht geben. zu diskutieren ist sicherlich, ob das holocoustmahnmal den zweck des nationalen mahnmals erfüllt.

    2. Du bist Deutschland- Debatte

    Die Deutschen sind ein Volk, dass mit seinen Ängsten um sich kreist. damit stehen wir nicht allein. auch japaner haben beispielsweise große zukunftsängste. der irrglaube ist meiner meinung nach die allgemeine annahmen, dass eine politikrichtung etwas ändern kann. ich empfehle einen artikel in der taz
    über die ökonomie des glücks. amerikaner als auch dänen sehen der zukunft durchaus optimistisch entgegen, obwohl die politikrichtungen sich stark unterscheiden.
    auch diese kampagne wird an unserer depression nichts ändern. sie kann jedoch schon zum nachdenken anregen. doch ist ja gerade dies das deutsche problem. wir denken zuviel über alles nach statt einfach etwas zu tun. beispiel krise in ostasien. nach dem crash der währungen ende der 90er waren auf einmal viele indonesier, malayen und thai mittellos. überall massentlassungen. nach zwei jahren war alles so gut wie überstanden. korea war auf iwf-zahlungen angewiesen. familien haben ihren goldschmuck abgegeben. mittlerweile ist davon keine rede mehr, koreanische unternehmen (siehe samsung) sind erfolgreicher denn je. china nehmen wir immer noch als diktatur durch die presse war. dass dort eine riesige mittelschicht heranwächst, deren konsumwut letztlich das weltwachstum stabilisiert sieht kaum einer.

    man mag diese hemmungslose konsumorientierte lebensweise verurteilen und sich in aus "asiatischer" sicht esoterische diskussionen flüchten. letztlich interessiert es die menschen soviel als wenn in bayern ein sack kartoffeln umfällt. in der geschichte sind schon viele dynastien zu ende gegangen. derzeit ist die europäische im untergang begriffen. ich empfehle ein buch, welches dieser tage rauskommt.

    Zitat

    Buchsteiner, JochenBuchsteiner, Jochen
    Die Stunde der Asiaten
    Wie Europa verdrängt wird


    ich habe es auch noch nicht gelesen, glaube aber nicht, dass es ein horrorszenario ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von alter Sack (29. September 2005 um 23:53)

  • Ich kann mich da einigen hier nur anschließen.

    Sepp, das ist jammern auf wirklich hohem Niveau, was Du hier betreibst. Nämlich auf dem Niveau Deiner Vorstellungen vom deutschen Lebensstandard. ;)

    Und ich kann Wieland auch nur zustimmen. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung scheint irgendwie nur darauf zu warten, dass Vater Staat sich seiner/ihrer Sorgen annimmt, sie an der Hand nimmt und dieses Land, in dem man wohl anscheinend laut der Meinung einiger nicht wirklich zufrieden leben kann, besser macht.
    Aber genau das wird NICHT passieren. Und wer so etwas vom Staat erwartet, lebt m.E. auch in einer Traumwelt - auf jeden Fall nicht auf diesem Planeten.
    Ein gehöriges Maß an Eigenverantwortung ist gefragt, und genau darauf zielt auch die Kampagne, um die es in diesem Thread gehen soll, offensichtlich hin, womit ich sie eigentlich nur unterstützen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von T.N.T. (30. September 2005 um 09:41)

  • Also, erstens sollte ich Sakasmus besser kennzeichnen. Offenbar weiß hier niemand etwas damit anzufangen und verwechselt entsprechende Beiträge mit Tatsachenbehauptungen. :wall:

    Zweitens will ich hier keinem seine Aufbruchstimmung kaputt machen. Ihr Jungen, Dynamischen und Erfolglosen - marschiert los und erobert die Welt, niemand wird sich euch in den Weg stellen. Was davon zu halten ist, ist eine andere Diskussion ...

    Und drittens frage ich mich folgendes: Wenn Vater Staat uns nicht an die Hand nimmt - warum braucht es dann solch' eine Kampagne, um die vielen Aufrechten hier zutage zu fördern? Wäre diese Aktion dann nicht erst recht überflüssig?

    T.N.T. Noch eines: Von einem Staat, der in seiner Regulierungswut vor nichts und niemandem halt macht, muß man erwarten können, dass er den Wirtschaftskarren auch wieder aus dem Dreck zieht, in den er ihn selbst gestossen hat. Diese Kampagne macht nichts anderes, als von den Verantwortlichen abzulenken und mit dem Finger auf jeden anderen zu zeigen, der, weil er sich nicht bewegt, verantwortlich für die desolate Lage dieses Landes sein soll. ;)

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  • wozu brauchen wir denn dann den Staat, wenn wir in herrlicher Anarchie unsere Angelegenheiten selber regeln werden?


    Man sollte sich mal eines klar machen: Es gibt diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen, entweder, weil sie da schon geboren wurden oder weil sie sich das erarbeitet haben. Und es gibt andere, denen klebt das Pech an den Fingern.

    Die Argumente der Sonnenseite: wer nur hart genug arbeitet, kann alles erreichen, was er möchte und ein tolles Leben führen. Nimm Dein Leben einfach nur in die Hand und nutze den Tag. Diese Leute verbringen hier sicherlich 60-70 tolle Jahre. Lächelnd sogar.

    Anderen geht es weniger gut. Aber was solls, wer zu faul, dumm oder einfach nur antriebslos ist und die großen Zusammenhänge nicht begreift, der hat dann eben Pech. Der Teufel schei... sowieso auf den größten Haufen, da wo was ist, kommt immer noch etwas hinzu.

    Eigenverantwortung bedeutet immer auch, dem anderen keine oder wenig Beachtung zu schenken. Solidarität, Gemeinschaftssinn passen dann nicht dazu. Unser Rentensystem war mal darauf ausgelegt, dass viele einzahlen, damit einige ihren Lebensabend sorgenfrei genießen können. Eine tolle Idee.

    Seit die Wohlstandsmenschen aber beschlossen haben, keine Kinder mehr zu benötigen, haut das alles nicht mehr so hin. Statt das Problem an der Wurzel zu lösen (nämlich eine kinderfreundliche Amtosphäre zu schaffen), wird dann plötzlich von der eingenverantwortlichen Ansparung von Geldern gefaselt, damit man sich im Alter einen Zivi leisten kann, wenn schon keine eigenen Kinder den Rollstuhl schieben.

    Wer von Eigenverantwortung spricht und nicht wenigstens das Gemeinwohl im Auge hat, verschwendet seine 60-70 Jahre auf diesem Planeten.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Zitat

    Original von Olaf
    Statt das Problem an der Wurzel zu lösen (nämlich eine kinderfreundliche Amtosphäre zu schaffen), wird dann plötzlich von der eingenverantwortlichen Ansparung von Geldern gefaselt, damit man sich im Alter einen Zivi leisten kann, wenn schon keine eigenen Kinder den Rollstuhl schieben.

    sehr richtiger punkt. aber auch hier geben die deutschen rätsel auf. kitaplätze für alles sind realisiert und kindergeld ist auch nicht ohne. warum kriegen die amis im schnitt fast doppelt soviele kinder, obwohl die infrastrukur teuerer ist, die arbeitszeit länger und der urlaub kürzer?
    ist eine frage des wertesystems einer postmodernen gesellschaft.
    bisher hat noch keine regierung in deutschland die leute zum verhütungsfreien poppen animieren können.

    die diskussion um das rentensystem ist doch genau der punkt. ich verstehe jeden rentner der sich beschert, dass er jetzt abgeben soll. es ist aber ein simples mathematisches problem. keine des guten oder schlechten willens.

  • Zitat

    Original von Olaf
    Eigenverantwortung bedeutet immer auch, dem anderen keine oder wenig Beachtung zu schenken. Solidarität, Gemeinschaftssinn passen dann nicht dazu.

    Endlich mal einer, der es auf den Punkt bringt ...

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  • mit verlaub: die amis haben einen ziemlich hohen anteil von einwanderern wie z.B. puertoricanern, die eine ziemlich hohe geburtenrate haben. unter anderem auch deswegen, weil sie erzkatholisch und papstgläubig sind...


    noch was zur eigenverantwortung: alles schön und gut, aber man kann sich ja auch mal die herkunft der studierenden anschauen. von arbeiterkindern gehen 8 oder 9% zur uni. kinder von akademikern zu ca 70%. das liegt zum teil einfach an der akzeptanz und an mentalen einstellungen, aber zu einem großteil z.B. auch an dingen wie mangelndem bafög, von studiengebühren ganz zu schweigen. es ist nun mal leider nicht so, auch, wenn die fdp das gerne hätte, daß in deutschland alle mit gleichen chancen geboren werden und starten und es dann nur noch auf sie ankommt.

  • richtig. interessanterweise hat die letzte pisauntersuchung ergeben, dass arbeiterkinder in bayern die besten aufstiegschancen haben. ich meine, dass dort auch in der uni diese schicht am größten ist. ein herber schlag für rot-grün welche sich die erhöhung dieses anteils auf die fahnen geschrieben haben.

    es liegt meiner meinung nach nicht am bafög. in anderen ländern gibt es zinslose darlehen und die studierendenzahlen sind nicht kleiner.

    das hat vor allem den vorteil, dass der bildungsempfänger bildung als gut empfindet. ich hatte in der uni den eindruck, dass eine ganze reihe von studis nur mal so probiert haben. bafög floss ja und mutti schiesst noch was bei. nur so erkläre ich mir die hohe abbrecherquote und die langen studienzeiten.

    ich will nicht von mir auf andere schliessen, aber ich hatte in den ersten drei semestern bafög bekommen. da ich meinen japanaufenthalt jedoch selbst finanzieren musste, waren in den semesterferien jobs auf fernbaustellen angesagt.

    es ist auch ein großer luxus unserer gesellschaft, dass man verschiedene lebensstile erst einmal ausprobieren will. ich verurteile nicht, wenn jemand drei semester soziologie studiert und dann abbricht weil es nicht sein ding ist. jedoch ist es einfach so, dass dieser luxus nicht mehr finanziert werden kann.

    3 Mal editiert, zuletzt von alter Sack (30. September 2005 um 12:21)