DHB-Pressemitteilung vom 15. April 2002
Schiedsrichter-Ausschuß kritisiert Kampagne:
"Sachliche Analyse bleibt auf der Strecke"
"Das DHB-Präsidium kennt eine Entscheidung des Landgerichts Dortmund in Sachen Schiedsrichterwart noch nicht. Wenn uns ein Urteil vorliegt, werden wir uns mit der Begründung beschäftigen und überlegen, welche Schlüsse daraus zu ziehen sind," rät DHB-Präsident Ulrich Strombach zur sachlichen Auseinandersetzung mit der Thematik um die seinerzeitige Suspendierung von Schiedsrichterwart Willi Hackl.
Unabhängig von dieser Entwicklung verurteilt der kommissarische DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß im Namen des Schiedsrichter-Ausschusses die "schon längere Zeit anhaltende Kampagne gegen DHB-Schiedsrichter aufs Schärfste." In einem in der letzten Woche erstellten "Offenen Brief" verurteilt Rauchfuß "Unterstellungen und Verleumdungen in einer noch nie dagewesenen Form. Selbstdarsteller, die unserer Sportart mehr schaden als ihr helfen, spielen den großen Zampano und wundern sich dann noch, wenn die sogenannte Ware Handball keinen Vermarktungserfolg hat."
Rauchfuß stellt die Frage: "Haben alle schon einmal nachgedacht, was im Spiel so alles zugemutet wird? Trommeln, Rasseln etc. sind nicht mehr ausreichend, nein die Register der Beschallungsanlagen werden bis zum obersten Level aufgezogen, Musik kommt nur noch verzerrt, weil zu laut herüber. Der Lärmpegel hat die Grenzen der Gesundheitsgefährung inzwischen weit überschritten. Das erfolgt alles unter der verhöhnenden Aussage: Es muß mehr als nur das Spiel sein."
Wenn dann auch noch das Spiel verloren wird, finde man keine Zeit zur sachlichen Analyse. Rauchfuß: "Mit angeblich ´dickem Hals` werden erst einmal die Schiedsrichter zur Strecke gebracht. Denn das ist einfach - sie können und dürfen sich ja auch nicht wehren. Bar jeder Grundlage wird mit hochrotem Kopf von abgekartetem Spiel oder von Verschaukeln gesprochen."
Der Schiedsrichter-Ausschuß stellt in diesem Zusammenhang fest: "Unsere Schiedsrichter lassen sich nicht kaufen. Sie betreiben auch kein abgekartetes Spiel. Es ist schon an der Grenze des Zivilrechts, wenn diese Dinge als bösartige Unterstellungen in die Welt posaunt werden. Haben sich diese Verantwortlichen schon einmal überlegt, was sie damit anrichten? Nicht nur nebenbei bemerkt genießen unsere internationalen Schiedsrichterpaare weltweit eine hohe Anerkennung - dies belegen häufige Anforderungen für internationale Spiele."
Peter Rauchfuß sieht durchaus das Problem der ungenügenden Anzahl von ausgebildeten Schiedsrichtern: "Obwohl es auch zu den Pflichten eines Bundesligavereins gehört, sich dieser Aufgabe zu stellen, interessiert es kaum einen. Mit dem jetzt durchgeführten Kesseltreiben gegen unsere Bundesliga-Schiedsrichter werden sich nur schwer neue Schiedsrichter zu dieser ehrenamtlichen Funktion bereit erklären."
Das Fazit des offenen Briefes: "Uns sind die Defizite in der Schiedsrichterausbildung bekannt, die ihre Ursache auch in nicht ausreichend vorhandenen finanziellen Mitteln haben. Längst haben wir aber umfangreiche Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Schiedsrichterleistung eingeleitet."
Der Schiedsrichter-Ausschuß hat in langer Arbeit ein Ideenkonzept unter dem Motto "DHB-Schiedsrichter >> 2004" erstellt. Dieses Konzept wird zur Zeit auf verschiedenen Ebenen diskutiert, entsprechende Konsequenzen werden gezogen. Auf Anforderung stellen wir Ihnen das Papier gerne zur Verfügung.