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Interview mit Uwe Schwenker
Seit er Manager des THW Kiel ist, sammelt er Titel wie kein Zweiter. Uwe Schwenker, seit 1992 bei den Zebras für die Geschicke verantwortlich, konnte Freunde und Gönner schon 16 Mal einladen, weil es etwas zu feiern gab. Abnutzungserscheinungen gibt es allerdings keine. Warum die diesjährige Meisterschaft einen besonderen Stellenwert bei Schwenker besitzt und warum der THW dennoch nicht unschlagbar sein wird, eröffnete der Kieler in einem ausführlichen Gespräch.
Frage: Hand aufs Herz: Haben Sie vor der Saison damit gerechnet, dass der THW so überragend den Titel gewinnt?
Uwe Schwenker: Nie. Wir hatten die Qualifikation für die Champions League angepeilt und wollten gern unter die ersten drei. Aber alles lief von Anfang an super. Unsere beiden Zugänge Frode Hagen und Henrik Lundström haben sich überraschend schnell integriert. Sechs Minuspunkte in einer Spielzeit: Das ist wirklich überragend.Frage: Dabei war die Umbruchphase des THW noch nicht einmal ganz abgeschlossen.
Uwe Schwenker: Stimmt. Wir haben im Jahr zuvor fünf neue Spieler, im vergangenen Sommer noch einmal zwei neue Spieler bekommen. Jetzt kommen noch einmal vier dazu. Das ist wahrlich nicht einfach. Aber wir haben die Integration gut uns schnell geschafft und offenbar auch ein glückliches Händchen bei unseren Verpflichtungen bewiesen. Fast alle waren Volltreffer.Frage: Bei den geradezu inflationär gewonnenen Titeln des THW in den zurückliegenden Jahren: Hebt sich diese Meisterschaft noch von den anderen ab?
Uwe Schwenker: Das war schon ein besonderer Titel. Es war die erste Meisterschaft dieser neuen Mannschaft, die seit 2002 komplett umgekrempelt wurde. Dass alles so schnell ging, finde ich umso besser.Frage: Dabei war die Saison ja keineswegs makellos. In der Champions League scheiterte der THW an Barcelona, im Pokalfinale an Konkurrent Flensburg.
Uwe Schwenker: Aber unter welchen Umständen. Mit Barcelona sind wir gegen den späteren Sieger der Champions League ausgeschieden, hatten wieder das Rückspiel auswärts und unterlagen am Ende mit einem einzigen Tor Differenz. Da muss man nicht traurig sein. Und was das Pokalfinale betrifft: Die Niederlage gegen Flensburg hat uns noch mehr Schub für den Rest der Saison gegeben. Wir haben ohne vier Stammspieler gespielt – Lövgren, Andersson und Preiß waren verletzt, Zeitz sieht nach zehn Minuten die Rote Karte – und dennoch nur denkbar knapp verloren. Aus dieser Niederlage sind wir moralisch gestärkt hervorgegangen.Frage: Zum Ende gab es die gewohnt tollen Feierlichkeiten mit rund 20.000 Fans beim Empfang der Mannschaft.
Uwe Schwenker: Das ist in Kiel nicht ungewöhnlich. Es passte alles in den Tagen. Kiel war zwei Tage lang schwarz-weiß.Frage: Und dann war da ja auch noch der rauschende Abschied von Klaus-Dieter Petersen.
Uwe Schwenker: Das war weniger ein Abschied als vielmehr eine große Party. Eine Verlängerung der Meisterschaftsfeierlichkeiten, wenn Sie so wollen.Frage: Jetzt kommen weitere große Spieler zum THW. Ist der Umbruch damit abgeschlossen?
Uwe Schwenker: Der große Einschnitt ist vorüber. Das Gerüst für die Mannschaft der nächsten Jahre steht. Aber wir werden Jahr für Jahr unser Team sukzessive mit einem oder zwei Spielern weiter entwickeln. Was jetzt da ist, muss weiter zusammenwachsen, um auch für größere Aufgaben gerüstet zu sein. Das Team ist noch recht jung und hat Aussicht, längere Zeit zusammen zu bleiben. Das ist gut für die Fans und für unsere Sponsoren, wenn es Gesichter gibt, mit denen man sich identifizieren kann.Frage: Wer kann den THW denn überhaupt noch schlagen?
Uwe Schwenker: Mit solchen Sätzen bin ich ganz vorsichtig. Es gibt eine Reihe starker Teams mit großer Qualität. Ich denke an Magdeburg, an Flensburg, an Lemgo und auch an Gummersbach. Natürlich wollen wir wieder um den Titel mitspielen, aber ich glaube nicht, dass so etwas wie ein Saisonergebnis mit lediglich sechs Minuspunkten wiederholbar ist.Frage: Sie sind am 1. Juli 13 Jahre im Manager-Amt. War die Zeit des Umbruchs Ihre schwerste Phase?
Uwe Schwenker: Es gab schon andere schwierige Phasen. Aber eines war es ganz sicher: Aus einem Team, das rund zehn Jahre erfolgreich gespielt hat und das dabei stark von Magnus Wislander geprägt war, eine neue Mannschaft zu bauen. Das hat mir viel Freude gemacht. Im Übrigen hat Noka Serdarusic dabei eine herausragende Arbeit geleistet.Frage: Auch auf einem anderen Gebiet scheint der THW Spitzenreiter zu sein. Während andere Vereine um ihre Lizenz bangen müssen, ist in Kiel wirtschaftlich alles in trockenen Tüchern.
Uwe Schwenker: Ganz offenbar arbeiten wir auch auf diesem Gebiet seriös und erfolgreich. Wir haben unser Konzept in Sachen Marketing noch mehr auf die Region abgestimmt. Mit dem Ergebnis, dass so namhafte Partner wie der Sparkassen-Verband, Nordwest-Lotto und Mobilcom – um nur einige zu nennen – neu zu uns gestoßen sind. Unser langjähriger Hauptsponsor „Provinzial“ hat ohnehin seinen Vertrag schon bis zum Jahr 2010 verlängert.Frage: Die Verwirklichung welchen sportlichen Zieles wäre Ihnen denn wichtiger: Der Sieg in der Meisterschaft oder der in der Champions League?
Uwe Schwenker: So komisch es klingen mag: Unsere Zielsetzung lautet immer, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. Und dann schauen wir, was am Ende dabei heraus kommt. Wenn andere besser waren, können wir das durchaus akzeptieren. Ganz ehrlich: Es gibt für unser Team keine andere Vorgabe.Das Gespräch führte Arnulf Beckmann.
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...zum glück sagt er nicht "schaun' mer mal" ![]()