Siemens verschenkt Handy-Sparte
Siemens trennt sich von seinem Mobiltelefongeschäft mit 10.000 Beschäftigten. Der taiwanesische BenQ-Konzern übernehme die Sparte, teilte der Konzern mit. Siemens nimmt dabei eine Ergebnisbelastung in Millionenhöhe in Kauf.
Handy-Produktion bei Siemens: Trennung kostet 350 Millionen Euro
München - BenQ werde im Laufe des vierten Quartals des laufenden Geschäftsjahres das Mobiltelefongeschäft von Siemens übernehmen, teilte der Münchener Konzern mit. Für Siemens ergebe sich aus der Transaktion eine Ergebnisbelastung von rund 350 Millionen Euro vor Steuern, hieß es weiter.
Die Börse reagierte positiv auf die bereits erwartete Erklärung. Die Ergebnisbelastung liege deutlich unter den Schätzungen von etwa 500 Millionen Euro, sagte ein Frankfurter Marktteilnehmer. Das Geschäft sei als Schlussstrich zu sehen. Siemens-Aktien stiegen im vorbörslichen Handel. Lang & Schwarz stellte den Kurs zwischen 61,79 und 62,14 Euro fest, nach einem Vortagesschluss von 61,21 Euro.
Der taiwanesische Konzern BenQ, der neben Digitalkameras, Scannern und Flachbildschirmen seinerseits Mobiltelefone herstellt, übernimmt auch die entsprechenden Marken- und Namensrechte für die Dauer von insgesamt fünf Jahren. Zukünftiger Hauptsitz des Mobiltelefongeschäftes wird München sein.
Siemens kündigte an, im Rahmen der Vereinbarung für 50 Millionen Euro neue Aktien von BenQ zu zeichnen, was etwa 2,5 Prozent des Kapitals der Ausgründung des Computerkonzerns Acer entspreche. Die Kartellbehörden und die BenQ-Hauptversammlung müssen dem Deal noch zustimmen.
Ende der Hängepartie
Siemens hatte nach hohen Verlusten monatelang einen Partner für das Mobiltelefon-Geschäft gesucht. Der neue Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatte bei seinem Amtsantritt im Januar die Sanierung der defizitären Handy-Sparte zur Chefsache erklärt. Ende April kündigte er die Ausgliederung des Geschäfts an, das Siemens im vergangenen Quartal einen Verlust von 138 Millionen Euro bescherte. Nur wenige Tage später platzte offenbar der Verkauf an den US-Konzern Motorola, den zweitgrößten Handy-Produzenten der Welt.
Der Weltmarktanteil im Handy-Geschäft von Deutschlands größtem Elektronikkonzern stürzte zuletzt auf rund 5,5 Prozent ab. Damit fiel Siemens auf Platz sechs hinter die Hersteller Nokia , Motorola , Samsung , LG Electronics und Sony Ericsson zurück. Unter anderem litt der Bereich unter den Folgen einer peinlichen Softwarepanne vom vergangenen August; damals ließ ein zu lauter Ausschaltton bei der 65er-Reihe Absatzzahlen und Preise einbrechen. Zudem verpasste Siemens Trends im Handymarkt.
In der Sparte sind rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu gehören auch die nordrhein-westfälischen Werke in Bocholt und Kamp-Lintfort mit insgesamt 4200 Beschäftigten. Wie es weiter hieß, wird BenQ alle Mitarbeiter übernehmen. Dabei gelte weiterhin der Beschäftigungssicherungsvertrag, der im vergangenen Jahr für die deutschen Werke geschlossen worden ist, sagte ein Siemens-Sprecher am Dienstag. Darüber hinaus gebe es aber keine Beschäftigungsgarantien.