Selbstvertrauen geben

  • Moin,

    an alle Psychologen und sonstigen Motivatoren unter den Trainern:

    Wie gebt ihr euren Jugendspielern / Jugendspielerinnen Selbstvertrauen?

    Wie nehmt ihr ihnen eine gewisse Dauernervösität bei Spielen?

    Wie bereitet ihr sie auf höhere Aufgaben vor? (Kreisauswahl und höher)

    Was macht ihr mit den vermeintlichen "Handball-Granaten", die beim Spiel nie das zeigen was sie können?

    ?(?(?(

    Beispiel weibliche D:
    Ich lobe die Mädels beim Training fusselig, lasse sie gerne das machen, was sie können, sage immer wieder "macht nix", wenn mal was nicht klappt, kritisiere (fast) nie vor anderen, sage ihnen immer wieder "ich weiß, dass du es (besser) kannst".....

    Kaum haben wir ein Spiel oder die Mädels sind bei der Kreisauswahl, ist alles vergessen. Unsere technisch stärkste Spielerin ist schon nach dem ersten KA-Training ausgemustert worden, weil sie bei keiner Übung den Anforderungen gerecht wurde. Bei uns macht sie es locker. ;(

    Was macht Ihr so?

    Gruß, harmi

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

    2 Mal editiert, zuletzt von harmi (24. Mai 2005 um 08:01)

  • Mein Mitgefühl.... :)

    Kenne ich auch, dass Dinge im Training locker klappen, aber dann im Spiel aus lauter Nervosität vergessen sind.

    Ich habe mal den Fehler gemacht etwas erzwingen zu wollen :nein: . Das war offensichtlich ganz falsch. Wir haben ganz hoch geführt, alle hatten schon mind. ein Tor geworfen und ich habe angesagt, dass jetzt Spielerin X freigespielt wird auf Teufel komm raus (schließlich weiß ich ja, dass sie eigentlich kann), aber sie hat die Pässe nicht gefangen und wenn doch, dann hat sie verworfen ;(.

    Erst, als ich sie mehrere Spiele in Ruhe gelassen hatte, fing sie ganz von alleine an, Tore zu werfen.

    Bei den anderen reicht meist der ständige Zuspruch.

  • Genau!

    Loben, loben, loben!

    Kritik oder Druck setzen wir bei uns (wC) nur dann an, wo es um Einstellungsfragen geht, also mehr bei Dingen außerhalb des Platzes (mein Lieblingsthema: Trainingsbeteiligung, Pünktlichkeit, rechtzeitiges Absagen im Verhinderungsfall etc.).

    Was bei uns aber ganz gut klappt, ist, die technischen Fehler, die man bei den Spielern so sieht als Trainer selbst vorzuführen und zu erklären, warum das falsch ist bzw. was die Folge dieses Fehlers ist und dann nochmal richtig zeigen. Meistens wird dann erst gelacht, weil "das so komisch" aussieht beim Trainer, danach sind unsere ganz wild darauf, dass wir jeden Sprungwurf etc. genau begutachten und "sezieren". Und natürlich immer wieder loben, auch wenns nur kleinste Fortschritte sind.
    Wir lassen auch immer mal die Kinder selbst was vormachen, die die Technik gut beherrschen, das kommt auch ganz gut an.

  • Zitat

    Original von harmi
    Unsere technisch stärkste Spielerin ist schon nach dem ersten KA-Training ausgemustert worden, weil sie bei keiner Übung den Anforderungen gerecht wurde. Bei uns macht sie es locker. ;(

    vielleicht kommt die message 'ich kann alles' bei ihr an. und nicht die message ' ich kann alles noch viel besser'. ;)
    in diesem fall solltet du mal den (anforderungs-)druck erhöhen und mehr von ihr fordern.

    immer loben-loben-loben macht das lob inflationär und erschwert die kritik.

  • Zitat

    Original von härter_schneller


    vielleicht kommt die message 'ich kann alles' bei ihr an. und nicht die message ' ich kann alles noch viel besser'. ;)
    in diesem fall solltet du mal den (anforderungs-)druck erhöhen und mehr von ihr fordern.

    immer loben-loben-loben macht das lob inflationär und erschwert die kritik.

    Du hast schon recht, man kannn sich auch "totloben". ;)

    Das Problem ist allerdings bei ihr nicht der Anforderungsdruck der Kreisauswahl, sondern eher die ungewohnte Umgebung, der fremde Trainer, die fremden Mitspielerinnen, usw.

    Ich habe ihr schon mehrfach beim Training Dinge gezeigt, die eine D- Jugend-Spielerin nicht unbedingt können muß, aber sie versteht es, macht es und setzt es im Spiel sogar teilweise um. Bei der Kreisauswahl scheitert sie dann an ihren Nerven...


    Gruß, harmi

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

  • Zitat

    Original von harmi
    Das Problem ist allerdings bei ihr nicht der Anforderungsdruck der Kreisauswahl, sondern eher die ungewohnte Umgebung, der fremde Trainer, die fremden Mitspielerinnen, usw.

    das ist für mich auch bestandteil von 'druck'. das eigene können unabhängig von der umgebung präsentieren zu können ist grundvoraussetzung im auswahlbereich.

    wenn besagte spielerin soviel 'cozyness' braucht um ihr potential zu zeigen, dann ist sie in diesem bereich dem anforderungsdruck einer auswahl eben nicht gewachsen.

  • Nun, um Spielern das Kribbeln im Bauch zu erklären, erzähle ich immer folgende Geschichte:

    "Früher, als die Menschen noch Mammuts jagten, da lebten die Menschen noch im Freien und zwar in ständiger Angst. Denn überall lauerten die wilden Säbelzahntiger und wollten sie fressen. Da musste man ständig wachsam sein. Und der menschliche Körper hat deshalb angefangen, sich auf die Gefahr einzustellen und schüttet in bedrohlichen Situationen Adrenalin [Anm.: damit können alle was anfangen] aus. Das verursacht das Kribbeln, aber es ermöglicht auch, schnell vor dem Säbelzahntiger wegzulaufen. Und genau das passiert euch (den Spielern) heute auch. Euer Säbelzahntiger ist aber das Spiel / die Quali / die Sichtung. Aber wenn es nicht kribbeln würde, könntet ihr auch keine Bestleistung bringen und der Tiger würde euch fressen. Also genießt das Kribbeln und zeigt was ihr könnt!"

    Rein psychologisch betreibt man damit "reframing", also eine negative Situation in eine positive verwandeln. Einige Spieler haben mir schon gesagt, dass ihnen die Geschichte geholfen hat, die Spannung positiv zu sehen. Also probier' es einfach mal aus, vielleicht klappt es auch bei dir. Im übrigen ist es kein Unsinn, was ich da erzähle, wobei Mediziner und Psychologen das besser erklären können. Und aus meiner Sicht nimmt so eine Geschichte auch etwas die Anspannung in einer Gruppe, wenn der Trainer sie erzählt. Spätestens bei "Säbelzahntiger" lachen viele, aber sie hören auch zu. Und in diesem Fall befreit Lachen meistens.

    "Erfolg ist eine Folgeerscheinung, niemals darf er zum Ziel werden." (Gustave Flaubert)

  • harmi

    hast du den Film Rhytm is it gesehen? Ich finde dass der an einer Stelle ziemlich genau auf das trifft was Du ansprichst und was auch härter_schneller angesprochen hat. Warum die Kids loben wenn sie "Mist" gebaut haben. Es geht nicht darum sie nieder zu machen, aber es geht darum sie zu fordern.
    Was die KA anbelangt kann es sein dass Nervosität ne Rolle spielt, da ist aber die Frage wo das herkommt. Denn welcher Druck wird ihr denn da von Dir? von den Eltern? oder wem auch immer gegeben? Der anscheinend unrealistisch ist. (Hatte auch eine die spielt erst seit einem Jahr und echt super aber in der KA ist sie rausgefallen, was ganz klar ist, weil ihr z.T. Basics fehlen. Sie hat geheult wie Schlosshund, während andere, die echt besser sind als sie, völlig locker waren)
    Was das generelle Selbstvertrauen anbelangt? Geduld!Fordern!Geduld!Geduld. Vor allem in der D. Und was ganz wichtig ist. Achte mal darauf was die Mädels untereinander so reden, wie sie miteinander umgehen. Was ich da schon erlebt habe. Pühh. :pillepalle: Da habe ich die eine oder andere schon mal mächtig Sonderrunden laufen und die Halle putzen lassen.

    Grüße

    :spring: Laufen ist schön, andere laufen lassen noch viel schöner :D