Interview mit Bernd Rigterink
Rund eine Woche vor den Ostertagen sorgte eine Pressemitteilung für Unruhe beim Pokal-Halbfinalisten aus Nordhorn. Nach Informationen einer regionalen Tageszeitung drücke die HSG Sportmarketing GmbH ein Schuldenberg, der bis zur Sommerpause auf insgesamt 2,3 Millionen Euro anwachsen werde.
Trotz sportlichen Höhenfluges geriet die HSG Nordhorn schon wieder unrühmlich in die Schlagzeilen. Was sind die Hintergründe?
Das Ganze ist lediglich eine Momentaufnahme vom Beginn dieses Jahres, als Kontroller und Wirtschaftsprüfer ein Konzept für die Stadt, den Kreis und das Land schneidern wollten, um die Gelder, die die HSG Sportmarketing 1998 in den Bau der neuen Halle, unseres Euregiums, investiert hatte, zurück zu bekommen. Es sollte die Möglichkeit für einen entsprechenden Rückfluss geschaffen werden.
Das müssen Sie näher erläutern.
Kein Problem. Die damalige Investition der HSG Sportmarketing darf ja nicht als Geschenk verstanden werden. Das Euregiums hat heute nachweislich einen Schätzwert von 15 Millionen Mark. Da Stadt, Kreis und Land vor vier Jahren lediglich zehn Millionen Mark zur Verfügung stellten, hätte die Halle ohne unsere Hilfe gar nicht erst gebaut werden können. Die fehlenden fünf Millionen blieben an der Sportmarketing hängen. Drei Millionen bezahlte die Sportmarketing direkt, zwei Millionen finanzierten sich über Bau-Unternehmen, die zuvor als Sponsoren der HSG aufgetreten waren, danach aber als unmittelbare Geldgeber für den Handballer auf Grund ihres Engagements beim Hallenbau nicht mehr zur Verfügung standen.
Daraus leiten Sie nun gewisse Ansprüche ab?
Wir haben den Versuch gestartet, von der Stadt und vom Kreis Baugelder zurück zu holen.
Wie ist der Stand der Dinge?
Politik und Verwaltung in Nordhorn haben grundsätzlich schon „Ja“ gesagt. Jetzt liegen die Anträge beim Kreis Bentheim vor, der diesen Sachverhalt in seiner nächsten Sitzung Mitte April auf der Tagesordnung hat.
Stand dieser Punkt nicht schon auf der letzten Sitzung des Kreises auf der Tagesordnung?
Das stimmt. Aber er wurde wieder gestrichen, da man zu der Ansicht kam, dass bei einigen Politikern noch Diskussionsbedarf bestehe.
Und wenn der Kreis zustimmt, sind alle Probleme vom Tisch?
Wir wären zumindest ein gewaltiges Stück weiter, weil wir unseren Bauetat-Topf gefüllt hätten.
Welche Auswirkungen hat diese Sachlage auf das Team und den Spielbetrieb?
Für den Spielbetrieb als solches im Moment keine großen Auswirkungen, da wir mit zwei verschiedenen Etattöpfen arbeiten. Da wir allerdings wissen, dass Sponsorengelder zur Zeit und auch in naher Zukunft schwer zu beschaffen sein werden, muss man aufpassen, wo man sich eventuell etwas schlanker machen kann.
Heißt das, dass teure Spieler gehen müssen?
Auf keinen Fall müssen Spieler gehen. Die Qualität der Mannschaft ist das letzte, was Einbußen erleiden darf.
Falls die Baugelder nicht zurückfließen, ist dann der Bundesliga-handball in Nordhorn bedroht?
Im Augenblick sage ich „Nein“. Aber wir müssen künftig schon sehen, dass wir frische Gelder akquirieren. Alles andere wäre schade für eine Region, in der sich der Handball etabliert hat. Immerhin haben wir mit der HSG auch für die Stadt und den Kreis einen großen Marketing-Magneten geschaffen.
Zumindest anderenorts scheint man das bereits begriffen zu haben. Immerhin flossen seit Dezember frische Gelder neuer Sponsoren zu.
Wir haben einen ganzen Stamm treuer Sponsoren, die uns schon lange die Stange halten. Wir haben aber auch gerade in jüngerer Vergangenheit neue Partner gewinnen können, mit denen sich durchaus langfristige Kooperationen anbahnen.
Hand auf´s Herz: Muss man sich ernsthaft Sorgen um die HSG machen?
Ganz sorgenfrei ist man in diesem Geschäft nie. Das wäre aber auch fatal, weil man sonst seine Bemühungen um Fortschritt einstellen würde.
Quelle Homepage HSG Nordhorn