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HSG Wetzlar unterliegt SC Magdeburg 23:32 (14:19)Halle klasse, Kulisse klasse,Gegner eine Klasse besser
16.04.2005
Die HSG Wetzlar ist in der neuen Mittelhessen-Arena immer noch nicht angekommen - aber dafür endgültig im Abstiegskampf der Handball-Bundesliga. Die Halle ist klasse, die Kulisse mit 4400 Zuschauern war es auch. Aber das Starensemble des SC Magdeburg war gestern Abend eine Klasse besser als die völlig verunsicherten Gastgeber, die am Ende eine schmerzliche 23:32 (14:19)-Klatsche kassierten.
Der für gewöhnlich um ein markiges Wort nie verlegene Rainer Dotzauer blieb wie versteinert auf der Auswechselbank sitzen, als sich die Spieler höflich und sichtlich niedergeschlagen vom Publikum verabschiedeten. "Das muss ich erst einmal verdauen", sah sich der Macher der Spielgemeinschaft aus Dutenhofen und Münchholzhausen unmittelbar nach dem Abpfiff "nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben". Hinterher sprach der sportliche Leiter von einer "desolaten" Vorstellung der Grün-Weißen, die auch ihre vierte Partie in ihrem neuen Domizil und die siebte hintereinander verloren.
"Wir haben die ersten 20 Minuten phantastisch gespielt", sagte dagegen Trainer Holger Schneider. Was ein bisschen übertrieben, aber keineswegs falsch war. Nach sechs Minuten bereits 1:4 im Hintertreffen, hielt der Tabellen-13. immer besser dagegen. Ausgerechnet Jan Eiberg "Faxe" Jörgensen, der zum Ende des Jahres vorzeitig den Verein verlassen soll, präsentierte sich im rechten Rückraum torgefährlich wie selten. Als Alexis Alvanos die HSG in der 13. Minute mit 7:6 erstmals in Führung warf und Nebojsa Golic einen Siebenmeter zum 9:8-verwandelte, brodelte die Arena. Aber nicht lange. Als EHF-Cup-Finalist und Champions-League-Aspirant Magdeburg eine Minute vor der Pause mit 19:13 führte, war nicht nur Wetzlars Manager Dotzauer "schockiert".
"Wir haben den Gegnern mit unseren Fehlwürfen und Fehlpässen stark gemacht", schüttelte Kapitän Axel Geerken enttäuscht den Kopf. Der Torwart, der besonders gegen Handball-Punkt Stefan Kretzschmar und den mit zwölf Treffern überragenden Polen Karol Bielecki fast keine Hand an den Ball bekam, machte nach 17 Minuten Platz für Waldemar Strzelec, der sich steigerte und eine noch größere Packung verhinderte. Auf der Gegenseite kam es für die Mannschaft von Trainer Schneider buchstäblich ganz bitter. Jung-Nationalkeeper Johannes Bitter wehrte vier Siebenmeter und so manchen freien Wurf ab. Nachdem Alvanos und der junge Andreas Lex 20 Minuten vor Schluss mit zwei Toren in Unterzahl auf 19:22 verkürzt hatten, folgte statt der erhofften Aufholjagd der schwere K.o.-Schlag. Zudem musste Rückraumspieler Christian Caillat nach einer üblen Attacke von SCM-Kapitän Steffen Stiebler mit einem geplatzten Schleimbeutel passen und am Abend im Wetzlarer Klinikum behandelt werden.
"Wenn du gegen eine Klassemannschaft wie Magdeburg gewinnen willst, musst du mindestens 96 bis 97 Prozent bringen, aber das war heute nicht der Fall", erklärte Wetzlars Trainer Holger Schneider kleinlaut. "Wir waren in der Abwehr beweglich, im Angriff druckvoll und die HSG ohne Selbstvertrauen - ganz anders als noch zuletzt gegen Lemgo", brachte es Magdeburgs isländischer Coach Alfred Gislason auf den Punkt.Und HSG-Manager Rainer Dotzauer hatte nach der neuerlichen Enttäuschung vor allem eine Sorge: "Hoffentlich machen die Leute das hier noch lange mit".
Wetzlar: Geerken, Strzelec (ab 17.) - Clößner, Kieselhorst, Caillat (2), Sighvatsson (2), Kestawitz (1), Monnberg (4/2), Jörgensen (5), Alvanos (3), Golic (4/1), Lex (1), Pausch (1).
Magdeburg: Bitter, Friedrich (bei einem Siebenmeter) - Oelze (2), Kretzschmar (5), Bielecki (12/4), Kuleschow (2), Abati, Sprenger (3), Theuerkauf (3), Sigurdsson (1), Stiebler, Schöne (1), Vugrinec (3), Grafenhorst.
Schiedsrichter: Brauer/Holm (Hamburg/Hagen) - Zuschauer: 4400 - Zeitstrafen: Wetzlar drei (Sighvatsson, Kestawitz, Kieselhorst); Magdeburg vier (Abati/zwei, Stiebler, Bielecki) - verworfene Siebenmeter: Golic (19.), Pausch (22.), Alvanos (27.) und Monnberg (54.) scheitern an Bitter (Magdeburg).
Und HSG-Manager Rainer Dotzauer hatte nach der neuerlichen Enttäuschung vor allem eine Sorge: "Hoffentlich machen die Leute das hier noch lange mit". - eine neue halle macht halt noch keine neue mannschaft. bleibt zu hoffen, dass in absaehbarer zukunft das team in der lage sein wird, 'arena' - ansprüchen zu genügen. offenbar war die alte halle tatsächlich für so einige überraschungspunkte gut.